WEGBEGLEITER: Das passende Reisemobil finden ist doch gar nicht schwer, oder!?

Da sind wir nun an diesem einen Punkt, an dem wir beschlossen haben, die Träumerei von der ganz persönlichen Auszeit – oder neudeutsch Sabbatical – in die Tat umzusetzen.

Also verkaufen wir das Haus in Schleswig-Holstein, kündigen unsere Jobs, ziehen an die Mosel, kaufen ein Wohnmobil und sind dann mal weg. Alles ganz einfach.

…oder eben nicht! Die Frage, welches Reisemobil das richtige für unser Vorhaben ist, gestaltet sich als kompliziert. Sehr kompliziert, um genau zu sein.

Vanlife ist ja gerade voll im Trend und man findet im Netz und auf YouTube unzählige Beiträge und Videos zum Thema. Angefangen vom selbst ausgebauten VW Bulli über diverse Kastenwagen, Teilintegrierte bis hin zum luxuriösen Integrierten mit sämtlicher Ausstattung, die man so benötigt (oder eben nicht!).

Die Fahrzeuglänge

Für uns war eigentlich gleich klar, dass es ein Kastenwagen werden soll. Anfangs liebäugelten wir mit einem Fahrzeug auf Basis des Fiat Ducato mit einer Länge von 5,40m. Das bringt den Vorteil mit sich, dass man quasi auf jeden normalgroßen PKW-Parkplatz passt (auch wenn man dann die Türen oft nicht mehr öffnen kann…). Der Nachteil ist der, dass man sich die kurze Außenlänge durch ein sehr knapp bemessenes Querbett erkauft. Wir sind beide knapp 1,90m groß und da wird es mit dem Querschlafen schon recht knapp. Auch wenn der ganz hinten Schlafende nachts dann mal in Richtung Toilette muss, heißt es umständlich über den Vordermann zu klettern und hoffen, dass man dabei keinen Bandscheibenvorfall erleidet. Also vielleicht doch eine Version mit Längsbett…

Längsbetten findet man meist in Fahrzeugen ab einer Länge von ca. 6,40m. Der eine Meter mehr macht da schon einiges aus und man hat sowohl im Bett, als auch in der vorne befindlichen Essecke (genannt Dinette) mehr Platz. Eng ist es im Kastenwagen halt immer irgendwie. Im Gang kann sich halt immer nur einer befinden. Quasi wie auf einem U-Boot.

Wir eilen also von Händler zu Händler und schauen uns jede Menge in Frage kommender Kastenwägen mit 6,40m Außenlänge an. So viele Unterschiede wird es da ja nicht geben…

Das Badezimmer

Es gibt sie doch! Jeder, der schon einmal in seinem Leben zuhause mit einem Duschvorhang geduscht hat, kennt die unliebsamen Annäherungsversuche von letzterem und kann gerne darauf verzichten, eng umschlungen um den nötigen Abstand zu kämpfen. Die konzeptbedingt um einiges kleinere Dusche in einem Reisemobil lässt einem beim Anblick eines Duschvorhangs umgehend das Weite suchen.

Es gibt eine unglaubliche Vielfalt an Bad-Konzepten für Reisemobile. Große Mobile aus der Klasse der Teilintegrierten oder Integrierten haben oft sogar getrennte Räume für WC und Dusche. In der Klasse der Kastenwägen findet man tatsächlich oft den einfachen Duschvorhang, es gibt aber auch interessante Konzepte, die den knapp bemessenen Raum sehr durchdacht bis auf den letzten Millimeter ausnutzen.

Das sogenannte Raumbad z.B. wandelt bei Bedarf einen Teil des Gangs zu einer Dusche um, es gibt Schwenkbäder, die das Badezimmer mit einem Handgriff vom WC in eine Dusche verwandeln oder faltbare Trennwände, die statt eines Duschvorhangs den Duschbereich abtrennen und den Rest des Badezimmers trocken halten. Alles irgendwie Geschmackssache, einzig der Duschvorhang war bei uns ein absolutes No-go.

Die Heizung

Ein für uns sehr wichtiger Punkt war die Heizung. Weit verbreitet sind Heizungen, die mit Gas betrieben werden. Dazu verfügt das Fahrzeug dann meist über zwei Gasflaschen, die zum Kochen, Heizen, im Stand ohne Landstrom zum Betrieb des Kühlschranks und zur Bereitung vom Warmwasser verwendet werden.

Die leeren Gasflaschen tauscht man dann an einer der unzähligen Tauschstationen einfach um. Soweit, so richtig, solange man sich in Deutschland befindet. Wer sich im benachbarten Ausland aufhält, merkt schnell, dass hier jedes Land sein eigenes Süppchen kocht und man die deutschen Gasflaschen nicht überall leicht tauschen oder befallen kann. Manchmal hilft ein Adapter, in anderen Fällen muss man gar eine typische Gasflasche des bereisten Landes kaufen, die man dann sein Eigen nennen darf.

Im Winter, wenn die Temperaturen weit in den Minusbereich gehen und man entsprechend viel heizt, neigen sich die Gasflaschen schnell dem Ende zu und man ist alle paar Tage auf der Suche nach einer Möglichkeit, die leeren Flaschen gegen volle zu tauschen. Das kann sicher nervig sein.

Ein ungeschriebenes Gesetz lautet wohl auch, dass grundsätzlich die Gasflasche leer wird, wenn es draußen stark regnet, stürmt oder es mitten in der Nacht ist. Der Camper muss dann nach draußen und von Flasche 1 auf Flasche 2 wechseln. Ebenfalls nervig.

Man hat hier die Möglichkeit eine Duo-Crash-Control zu installieren, die automatisch auf die zweite Flasche umschaltet, wenn die erste leer ist. Die Crash Control erlaubt es, die Flaschen während der Fahrt geöffnet zu lassen und somit auch während der Fahrt die Heizung des hinteren Bereichs laufen zu lassen.

Für uns war der Gedanke, ständig auf der Suche nach einer Bezugsquelle für Gas zu sein, eher abschreckend. Kurz spielten wir mit dem Gedanken, eine Vorrichtung zum Befüllen der Gasflaschen an einer Tankstelle einbauen zu lassen…

Die Dieselheizung erschien uns für unser Vorhaben am sinnvollsten. Dieselheizungen beziehen ihren Kraftstoff aus dem normalen Fahrzegtank. Das ist ein Riesenvorteil, da man eh immer ausreichend Diesel im Tank hat und der Verbrauch der Dieselheizung sich wirklich in Grenzen hält. Somit entfällt die ständige Suche nach dem Gas. Auch wenn die meisten Fahrzeuge mit Dieselheizung trotzdem noch Gas an Bord haben, dass um Kochen und teils für den Kühlschrank verwendet wird. Der Verbrauch hält sich hier aber sehr in Grenzen, da zum Heizen eben auf den Dieselvorrat zurückgegriffen wird.

Dann ist ja alles klar

Kastenwagen, 6,40m Länge, Längsbetten, kein Duschvorhang, Dieselheizung

Also auf zum nächstgelegenen Händler und man steht im Fahrzeug der Wahl. „Diese Kiste ist es“ denkt man sich und beim Aussteigen fällt einem der nebenan stehende Teilintegrierte auf. „Lass uns mal da reinschauen“ und das Unheil nimmt seinen Lauf.

So ein Teilintegrierter ist ja doch ein ganzes Stück gemütlicher und das Platzangebot ist um einiges großzügiger. Unweigerlich machen sich Zweifel breit, ob die bisherige Wahl (Kastenwagen, 6,40m Länge, Längsbetten, kein Duschvorhang, Dieselheizung….) für eine Reise über mehrere Monate oder sogar Jahre die richtige Wahl ist. Man stellt sich das typisch norddeutsche Wetter mit tagelangem Regen vor und erwischt sich bei der gedanklichen Planung der Beseitigung der sterblichen Überreste seines Reisepartners, den man nach 14 Tagen Dauerregen, eingepfercht im engen Kastenwagen, irgendwann „in Notwehr beseitigt“ hat. Wer schonmal einen Mord begangen (oder zumindest in Gedanken geplant hat) ist sich der Komplexität einer solchen Planung bewusst…

Also doch ein Teilintegrierter

…das Spiel geht von vorne los. Details erspare ich dem Leser an dieser Stelle.

Die Entscheidung ist gefallen

Irgendwann ist die Verzweiflung dann so groß, dass man gar nicht mehr so recht weiß, was man will. Egal für was man sich entscheidet, irgendetwas passt nicht zu einhundert Prozent zu unserem Profil. Es hat tatsächlich etwas gedauert, bis sich diese Erkenntnis durchgesetzt hat und dann war es irgendwann einfach

Die Liebe auf den ersten Blick

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